Parawissenschaften

Wissenschaftlich-kritsches Denken

Springwald Radio - Folge Nr. 10 vom 13. Oktober 2014

Mit Thomas Smits und Daniel Springwald


Was sind Parawissenschaften? Sind Erdstrahlen gefährlich und sollte man für gute Gesundheit Magnetschmuck tragen? Können so genannte alternative Arzneimittel Krankheiten heilen?

In dieser Folge von Springwald Radio ermöglicht Thomas Smits einen groben Überblick über wissenschaftliche Methoden und die Grundlage des aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstandes - und wie sich andere Geschäftsfelder nur scheinbar dieser Prinzipien bedienen.

1 Kommentar(e)

 

Kommentare, Anregungen und Fragen

Der absurde Glaube von Wissenschafts-Groupies von Tim S. (in 2014)
Einige Bemerkungen in diesem Interview sind derlei haarsträubend, dass sie dringend einer Korrektur bedürfen:

Ich warne eindringlich davor, Ockhams Rasiermesser falsch zu verstehen. Dies mag in der sogenannten "Skeptikerbewegung" beliebt sein, dennoch: es entbehrt jeglicher wissenschaftlicher Grundlage, zu sagen, Ockhams Rasiermesser sage einfach, dass "wenn du zwei Theorien hast, dann ist erstmal die die plausiblere, die mit weniger besonderen Annahmen auskommt". Falscher könnte es gar nicht sein: Ockham sagt nämlich NICHT, dass eine Theorie dann wahrer wäre, wenn sie mit weniger Annahmen auskommt, sondern er behauptet, dass man eine Theorie mit weniger Annahmen einer mit zu vielen Annahmen VORZIEHEN solle. Daher auch der Titel des Aufsatzes von Jan P. Beckmann "Ontologisches Prinzip oder methodologische Maxime? ..." ... Ockham wollte sein Rasiermesser eben NICHT als ontologisches Prinzip, sondern als methodologische Maxime verstanden wissen! Auch hier liegt die "Skeptikerbewegung" (wohl eher: "Wissenschafts-Groupies", so nannte sie der Wissenschaftshistoriker Henry H. Bauer einmal) in ihrer uneingeschränkten Arroganz wieder falsch!

Der äußerst seltsame Begriff "Parawissenschaft" ist dem Autor dieses Kommentars - übrigens Student der Philosophie mit Interesse an Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsgeschichte - noch nie untergekommen. Vermutlich handelt es sich hier um eine Wortschöpfung aus der skeptischen Szene, die für den übrigen Wissenschaftsbetrieb keinerlei Relevanz hat.

Der Falsifikationismus nach Karl R. Popper ist, soweit ich das sehe, richtig wiedergegeben worden...

Die GWUP lästert im Übrigen gerne über Pseudowissenschaften. Ihr eigenes Magazin, der "Skeptiker" unterliegt allerdings nicht - wie es sich für Fachmagazine eigentlich gehört - einem Peer-Review. Dies lässt schon tief blicken.

Bis zum heutigen Tage verwendet die GWUP beispielsweise den Begriff "Pseudowissenschaften" - obwohl selbst das "Oxford Companion to the History of Modern Science" diesen Begriff nicht mehr aufführt, wie Michael Hagner erwähnt [1]. Ebenso findet dieser Terminus keine Erwähnung mehr in der "maßgebliche[n] Bibliographie der neuen Buch- und Zeitschriftenpublikationen" [2], nämlich in der ISIS Current Bibliography. Dies zeigt, dass der Begriff in der modernen Wissenschaftstheorie keine Rolle mehr spielt. Ohnehin gehen moderne Wissenschaftstheoretiker davon aus, dass das sogenannte "Demarkationsproblem" - also das Problem der Abgrenzung von Wissenschaft und Pseudowissenschaft - bis heute als unlösbar gilt. Mit anderen Worten: Da sich nicht angeben lässt, was genau als "Pseudowissenschaft" zu gelten hat, muss auf diesen Begriff verzichtet werden.

Von jemandem, der "der Wissenschaft verpflichtet" ist, hätte man solche Kenntnisse eigentlich erwarten dürfen. Aber was nützen schon Erkenntnisse, wenn blinder Dogmatismus regiert (und sei es auch nur der Dogmatismus der sogenannten "Skeptikerbewegung")?

Dies soll natürlich nicht heißen, dass man blindlings solchem Humbug wie Homoöpathie, Granderwasser oder den sogenannten Impfskeptikern Glauben schenken sollte. Doch unbestreitbar gehören auch die sogenannten "Skeptiker" wohl zu denjenigen, die von Wissenschaft am allerwenigsten verstanden haben…

[1] Beckmann, Jan P.: Ontologisches Prinzip oder methodologische Maxime? Ockham und der Ökonomiegedanke einst und jetzt. In: Vossenkuhl, Wilhelm; Schönberger, Rolf (Hg.): Die Gegenwart Ockhams. Weinheim: Wiley-VCH, 1990. S. 191-207. Vgl. auch: Schlotmann, Kim: Ockhams Rasiermesser in der Skeptikerbewegung, 2014.
http://www.amazon.de/Ockhams-Rasiermesser-Skeptikerbewegung-Kim-Schlotmann/dp/3656641005/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1413407983&sr=1-1&keywords=ockhams+rasiermesser+in+der+skeptikerbewegung

[2] Hagner, Michael: Bye-bye science, welcome pseudoscience?Reflexionen über einen beschädigten Status. In: Rupnow, Dirk; Lipphardt, Veronika; Thiel, Jens; Wessely, Christina (Hg.): Frankfurt/Main: Suhrkamp, S. 21-50. Hier: S. 21.

[3] Hagner, a.a.O., S. 22.

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